Page 15 - Gehaltvoll 1
P. 15
den war, überkam mich eine tiefe lich für viele verschiedene Personen
Dankbarkeit. Später habe ich in in meinem Leben steht, die sich für
meiner inneren Vorstellung manch- mich stark gemacht haben, als ich
mal einfach bei ihr gesessen, wenn es das noch nicht für mich selber tun
mir nicht so gut ging, weil ich einen konnte. Ich habe festgestellt, dass,
alten Schmerz aufarbeiten musste egal wo ich war, es immer mindes-
und ich in dem Moment irgendwie tens eine Person gab, die mich ermu-
nicht so leicht zu Jesus gehen konnte. tigt hat, über mich hinauszuwach-
Ich habe ihr dann zu Weihnachten sen, und die auch dafür gekämpft
einen langen Brief geschrieben und hat, dass meine Umgebung mir den
mich detailliert für das, was sie für Raum dafür gibt. Oft sogar auch
Erfahrungsbericht von mich getan hatte, bedankt. Auch Sorge dafür getragen hat, dass ich
Lenna Heide
heute noch haben wir eine herzliche am Ende auch die rechte Anerken-
Das erste Mal hab ich die Übung Beziehung, obwohl wir uns selten nung bekomme. Zum Beispiel hat
zum Urvertrauen vor ca. fünf Jah- sehen. dieser Ausbilder aus eigenem Antrieb
ren gemacht, nachdem ich einen Ein weiterer Punkt, der heilsam für dafür gekämpft, dass mein Ausbil-
Vortrag über das Urvertrauen von mich war, war die Aussage, dass das dungslohn um einen gehörigen Be-
Werner May auf einer CD gehört Urvertrauen besonders in den ersten trag angehoben wird, weil er meinte,
hatte. Ganz allein für mich Zuhause zwei Lebensjahren gebildet wird. dass ich das verdient hätte.
mit Jesus hab ich mich mal getraut, Plötzlich ist mir bewusst geworden, Diese dritte Erkenntnis war, als
in meine Kindheit und Jugend zu dass mein Papa gerade in diesen wenn ich mein Leben für einen Mo-
schauen, und ziemlich schnell sind Jahren, der perfekte Vater war. Da ment aus der Vogelperspektive sehe
mir drei Personen ins Gedächtnis ich mich noch an einige Dinge aus und erkenne, dass Gott mich zu je-
gekommen. meinen ersten zwei Lebensjahren dem Augenblick gesehen hat und
Als erstes eine meiner Tanten. Sie hat erinnern kann, ganz besonders auch dass er mir Zeit und Menschen gege-
in mein Leben hineingeheiratet, als an mein Gefühl meinem Papa ge- ben hat, damit ich erkennen kann,
ich so ungefähr acht Jahre alt war, genüber, musste ich ihm zugestehen, wie er mich sieht.
und kurze Zeit später ist sie auch bei dass er eine wirklich gute und feste
uns ins Haus gezogen. Sie war selber Grundlage in mir gelegt hat. Und
damals erst 18-19 Jahre alt, aber für auch wenn er später eher zum Ge-
mich eine tolle, erwachsene Frau. Sie genteil beigetragen hatte, habe ich
hat mich gelehrt, dass es ganz O.K. diese Grundlage immer gespürt und
ist, wenn man sich mal umarmt. In mich tatsächlich auch oft gefragt,
unserer (Groß-)Familie herrschte da- woher sie überhaupt kommt. Denn
mals immer ein eher rauer Ton und egal wie unsicher ich war, irgend-
es war wirklich heilsam für mein was in mir drinnen hatte immer
Herz zu erleben, dass es Menschen diese tiefe Gewissheit, dass am Ende
gibt, die einfach nett sind. Bei ihr alles gut wird. Dieses Erkennen hat
durfte ich einfach sein. Sie hat mich dazu geführt, dass ich eine ganz
nie weggeschickt oder mich genötigt, neue Dankbarkeit und Wertschät-
für sie zu arbeiten. Alles, woran zung meinem Vater gegenüber hatte
ich mich erinnere, sind freundliche und dass ich mein Herz dafür öffnen
Worte, Herzlichkeit und Ermuti- konnte, viele zugefügte Wunden zu
gungen. Sicher hab ich diese Tante vergeben.
schon vorher wertgeschätzt, aber in Die dritte Person, die mir eingefallen
diesem Augenblick des Erkennens, ist, war mein Ausbilder in meiner
dass sie mir von Gott geschickt wor- ersten Ausbildung. Wobei er eigent-
15